I-PREGNO

Gesundheit in der Schwangerschaft und nach der Geburt: Das Projekt I-PREGNO wurde geschaffen, um Familien in der Zeit der Schwangerschaft und nach der Geburt in Gesundheitsfragen zu unterstützen. Dabei geht es neben dem Thema Ernährung und Bewegung auch um psychologische Fragen zum Beispiel beim Umgang mit Belastungen und Sorgen.

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Stressessen – ein weit verbreitetes Problem und insbesondere, wenn sich die Lebensumstände stark verändern eine bewährte Methode vieler Menschen, um den steigenden Stresspegel zu kompensieren. Auf lange Sicht führt dies aber zu einer ungesunden, konditionierten Verhaltensweise und oft auch zu einer Gewichtszunahme oder gar Adipositas. Um dem entgegenzuwirken haben die MitarbeiterInnen der Professur für Pathopsychologie der Universität Bamberg in Zusammenarbeit mit der groupXS Solutions GmbH aus Bayreuth die App I-PREGNO entwickelt, die Familien in der Elternzeit mehr Achtsamkeit im Umgang mit ihrer eigenen Gesundheit vermitteln soll. Ursprung dieses Forschungsprojekts ist eine Ausschreibung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zur „Prävention von Gewichtszunahme und Übergewicht in kritischen Lebensphasen“ im Rahmen der Programminitiative „Eine gesunde Ernährung für ein gesundes Leben“.

Den Übergang zur Elternschaft haben die WissenschaftlerInnen der Uni Bamberg als eine dieser sogenannten „kritischen Lebensphasen“ definiert. Durch die Umstellung der Lebensumstände, dem damit verbundenen neuen Stress und Mental Load, rückt die körperliche Gesundheit oftmals in den Hintergrund. Doch die ForscherInnen wissen Dank wissenschaftlicher Recherchen, dass diese beiden Komponenten miteinander im Einklang stehen. Mithilfe der Studie wollen sie Bewusstsein dafür schaffen und über mögliche Bewältigungsstrategien aufklären: „Das Erleben von Belastungen in dieser Zeit führt oft dazu, dass körpereigene Signale wie Hunger oder Sättigung schlechter wahrgenommen werden. Das kann sich dann in einem ungünstigem Essverhalten niederschlagen. Die I-PREGNO App bietet Strategien und Übungen zu Achtsamkeit und Stressbewältigung, die den Eltern helfen, mehr auf die eigenen Bedürfnisse und Empfindungen zu achten.“, sagt Professor Dr. Jörg Wolstein von der Universität Bamberg. Insbesondere soll in dieser Zeit das Augenmerk nicht nur auf der frischgebackenen Mutter liegen, sondern eben auch auf dem anderen Elternteil. „Der Partner oder die Partnerin spielt eine zentrale Rolle: Zum einen als unterstützende Kraft für die Gebärende und zum anderen muss das Paar gemeinsam die neue Stresssituation bewältigen. Außerdem zeigen Studien, dass der andere Elternteil in der Übergangsphase zur Elternschaft ebenso an Gewicht zunimmt.“, betont die wissenschaftliche Mitarbeiterin Tanja Färber.

Begleiteter Einstieg in die Elternschaft

Zum Einsatz kommen soll die App in den Familien gemeinsam mit der Postpartum Betreuung durch Fachkräfte in der gesundheitsorientierten Familienbegleitung des Nationalen Zentrum Frühe Hilfen. Für die Forschungsstudie werden deshalb in Zusammenarbeit mit den koordinierenden Kinderschutzstellen Bayerns (KoKi) und deren Fachkräfte psychosozial belastete Familien ausgesucht, um diese durch die Kombination aus Fachwissen, Beratung und konkreten Handlungsstrategien mit I-PREGNO in ihrem neuen Alltag zu unterstützen. Um die App möglichst gut an die Bedürfnisse der Eltern anzupassen, führte der Projektpartner der Uni Bamberg, das Deutsche Jugendinstitut in München, Fokusgruppen durch und befragte Fachkräfte und Familien zu den Erwartungen und Anforderungen an solch eine Anwendung. Im Vordergrund dabei standen vor allem vertrauenswürdige Inhalte, eine intuitive Bedienbarkeit und die selbstbestimmte Informationsgewinnung. „Eine der Herausforderungen lag besonders in der Aufbereitung der Inhalte für die Zielgruppe. Je nach Thema und Umfang der Informationen haben wir ein passendes Format gesucht, sodass manche Inhalte als interaktive Übung, interessanter Artikel oder informative Audiodatei vermittelt werden.“, erklärt wissenschaftliche Mitarbeiterin Caroline Seiferth das Vorgehen.

Familiäre Gesundheitsförderung multimedial aufgearbeitet

Mit I-PREGNO haben Familien die Möglichkeit bereits während der Schwangerschaft Routinen, die einen gesunden Lebensstil fördern, zu etablieren. In der App können die werdenden Eltern zwischen einer Vielzahl von Informationen, mit denen sie sich auseinandersetzen wollen, entscheiden: So finden sich Module beispielsweise zu den Themen Motivation, Zeitmanagement oder Achtsamkeit. Innerhalb der Module wird dabei stets sichergestellt, dass die Inhalte genau auf die Bedürfnisse der Schwangeren beziehungsweise der Familie abgestimmt sind: „Die Anpassung erfolgt ganz einfach über Abfragen beispielsweise zur Stillbereitschaft oder zur Lebensform. Nach der Entbindung kann die App dann auf Inhalte umgestellt werden, die für die Postpartum-Zeit und das Hineinwachsen in die Elternschaft relevant sind.“, beschreibt Josef Rothballer, Projektleiter bei der groupXS Solutions GmbH, die Umsetzung der dynamischen Inhalte in der App. Für Abwechslung sorgen dabei die Formate mit denen Wissen und Strategien vermittelt werden. Zur Wissensvermittlung werden Podcasts oder kurze Artikel verwendet. Im Modul für Ernährung finden sich Ratespiele und Ernährungstipps und für den Themenbereich Emotionen wird mit Fallbeispielen und prägnanten Zusammenfassungen mit konkreten Handlungsvorschlägen zum Thema gearbeitet. Je nach aktueller Situation oder Bedürfnis kann dadurch zwischen interaktiven oder rezeptiven Inhalten gewählt werden. So wird dynamisch der Umgang mit Stress, Gefühlsregulation und soziale Kompetenzen geschult und der Zusammenhang von Ernährung, Lebensstil und Gesundheit verinnerlicht.

Für die Umsetzung des Projekts haben sich viele wissenschaftliche, strategische und kreative Köpfe zusammengesetzt. Tobias Hertkorn, Geschäftsführer und Gründer der groupXS Solutions GmbH schätzt diesen Austausch: „Gerade die multidisziplinäre und transnationale Zusammenarbeit ist das, was Projekte mit der Universität Bamberg so spannend macht. Wir sind froh über diese Partnerschaft und unser zweites gemeinsames Projekt, mit dem wir einen kleinen Beitrag zur Forschung leisten können.“ Die erste Interventionsphase startet im Herbst. Ab dann wird die App im Einsatz bei den Familien getestet und die Ergebnisse evaluiert. Mit einem Abstand von jeweils drei Monaten werden die Fortschritte durch die Forschungsgruppe überprüft und die Studie nach einem Jahr beendet. So sollen sowohl kurzfristige als auch langfristige Veränderungen sichtbar werden und Aufschluss für die Etablierung eines gesunden Lebensstils geben.